Dialektik von Führung und Selbsttätigkeit
„Der dialektische Widerspruch von Führung und Selbsttätigkeit treibt den Unterrichtsprozess voran“. [1]
Lehren ist, nach Klingberg (1926–1999), seiner Struktur nach systematisch und konservativ. Es vermittelt den Wertekanon unserer Gesellschaft, im besten Falle so, dass er von den Heranwachsenden weiterentwickelt werden kann. Lernen ist seiner Struktur nach anarchisch und revolutionär. Es hat eigene, impulsive Spielregeln und gibt den Schülern die Gelegenheit, sich von der Vormundschaft der Lehrer zu befreien und sich selbst zu bilden.
Das Dialektische Denken ist deshalb ein Prozess zwischen: [2]
- dem gemeinsamen Charakter der Organisation der Schule und dem individuellen Charakter der Lernprozesse der Schüler,
- der geistigen und körperlichen Entwicklung der Schüler und den äußeren Einwirkungen auf sie durch den Unterricht,
- der konservativen Vermittlung des Lehrens von Inhalten und der „revolutionären“ Notwendigkeit, die Schüler auf das Leben in der Welt von „heute und morgen“ ausrüstet,
- dem Erfahrungsgefälle, dem Wissensstand und der Position von Seiten des Lehrers einerseits und den der Schüler andererseits.
Meyers These ist, dass eine „…gute Lehrperson es versteht, im Unterrichtsprozess einen Spannungsbogen aufzubauen, der sich aus dem geschickten Wechselspiel von Führung und Selbstständigkeit entwickelt“. [3] Das anschließende Kapitel 4 Lernkultur soll darlegen, wie wir Lernspielräume eröffnen und die Schüler als „mitgestaltende, mitentscheidende und mitverantwortende Akteure“ einbeziehen. In dieser „Subjekt-Position“ bieten wir einen sehr durchdachten Rahmen, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, schon in der Grundschule eine sehr hohe Lernkompetenz zu erlangen. Wesentliche „Gelingensbedingungen“ zur Selbstregulation des Lernens, wie eigene Ziele, Feedback zum Lernfortschritt, Metakognition (Lernlandkarte, Gespräche und Kompetenzraster), Ermutigung (durch positive Lernkultur), Lernstrategien (durch Regalstruktur und angeleitete Freiarbeitskultur).
Deshalb soll an dieser Stelle deutlich werden, dass die Qualität des vorliegenden Konzepts sehr stark in den Tiefenstrukturen des Unterrichts verankert ist. Wir stützen unsere Ansätze auf empirische Studien. [4] Die hier beschriebenen Lehr- und Lernprozesse zeigen ein hohes Maß an kognitiver Aktivierung der Schüler an und bieten eine starke konstruktive Unterstützung des Lernprozesses. Das Classroom Managment ist in Raum, Zeit und Beziehungen sehr deutlich formuliert und bietet somit bestmögliche Lernbedingungen.
[1] (Jank & Meyer, 2002) S. 247
[2] (Jank & Meyer, 2002) S. 247
[3] (Meyer, 2015) S.6
[4] (Hattie, 2009), (Seidel & Shavelson, 2020)